25. Mai 2018 - Sebastian Evers
„Das Vertrauen ist etwas so Schönes, dass selbst der ärgste Betrüger sich eines gewissen Respektes nicht erwehren kann vor dem, der es ihm schenkt.“
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Vertrauen ist der Glaube daran, dann man sich auf eine Person, einen Umstand oder wie in unserem Falle, auf ein Unternehmen verlassen kann. Es war eines der essentiellen Dinge, die ich an meinem ersten Tag bei Attingo gelernt habe: Der Betroffene befindet sich in einer heiklen und unangenehmen Situation in der es wichtig ist, dass er sich nicht nur gut aufgehoben fühlt, sondern es auch tatsächlich ist.
Wer schon einmal einen erheblichen Datenverlust erlitten hat, der wird diese Situation vermutlich nachfühlen können. Doch Vertrauen zu fassen ist schwer, vor Allem dann, wenn man sich in einer ungewohnten Situation befindet, in der andere mehr wissen als man selbst und mit diesem Umstand auch Geld verdienen wollen. Man fühlt sich gewissermaßen ausgeliefert und kann gar nicht beurteilen, ob derjenige dem man sich anvertraut auch die beste Wahl ist.
Ich stehe hin und wieder vor dem Dilemma, dass das Misstrauen unserer Branche gegenüber bereits bei Erstkontakt so groß ist, dass dieses sich nur schwerlich ausräumen lässt. Leider muss ich dazu sagen, dass wir in dem Fall meist nicht der erste Datenretter zu dem Kunden Kontakt aufnehmen. In manchen Fällen war die Festplatte auch schon in einem anderen Labor; sofern ein Labor existiert und wenn, ob es denn überhaupt in diesem Land ist.
Die negativen Erfahrungen, die in der Situation bereits gemacht wurden prägen einen und es ist kein Wunder, dass man anderen Unternehmen dann mit einer gewissen Voreingenommenheit begegnet. Die Berichterstattung der letzten Jahre, bei der die Machenschaften einiger schwarzer Schafe ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt worden sind, haben zusätzlich ein erhebliches Misstrauen gegenüber allen Datenrettungsunternehmen mit sich gebracht. Es ist evolutionär bedingt, dass wir uns auf bisherige Erfahrungen berufen, um Gefahren aus dem Weg zu gehen; „Ein gebranntes Kind scheut das Feuer“ kommt nicht von ungefähr.
Jeder der eine Wiederherstellung seiner Daten in Anspruch zunehmen gedenkt, begibt sich bei der Datenrettung in eine verletzliche Lage, man gibt seine zu rettenden Daten in wildfremde Hände. Das kann man nicht damit vergleichen sein Auto in eine neue Werkstatt zu bringen. Bei einem Datenverlust können ganze Existenzen zerstört werden oder unbezahlbare ideelle Werte stehen auf dem Spiel. Der Vertrauensvorschuss in so einer Situation ist immens und das Maß an Enttäuschung umso gewaltiger, wenn dieses Vertrauen missbraucht werden sollte. Es ist klar, dass ohne die Verletzlichkeit des Vertrauensgebers gegenüber dem Vertrauensnehmer kein echtes Vertrauen existieren kann; es ist der Grundpfeiler für Vertrauen.
Kompetenz, Professionalität, langjährige Erfahrung, Standort des Datenrettungslabors und Reputation sind durchaus wichtige Merkmale. Doch diese Merkmale lassen sich mit entsprechenden Mitteln auch glaubhaft suggerieren ohne der Wahrheit entsprechen zu müssen. Schlussendlich bleibt einem aber nur das Vertrauen darauf, dass der gewählte Anbieter für Datenrettung eben nicht zu den Geächteten innerhalb der Branche zählt und nur auf schnellen Profit aus ist.